«Wer den Finger bewegte, musste die Arbeit übernehmen»
Seit 40 Jahren im Vorstand des WWF Region Basel: Isabel Fuchs blickt zurück
Frage: Erinnerst du dich an die Gründung des WWF Region Basel im November 1974?
Isabel Fuchs: Sicher. Das war im Muba-Festsaal. Erster Präsident war Edi Frei, der «Gwärbdiräggter». Im «Haus des Gewerbes» fanden auch die Sitzungen statt. Wir wollten die Natur für Stadt und Land schützen. Es herrschte damals eine ungeheure Aufbruchsstimmung für Grün, die Umwelt, die Tierwelt. Etwas Neues war am Entstehen.
Welche Aktivitäten wurden durchgeführt?
Wir organisierten zunächst an der MUBA einen Stand, später auch an der Herbstmesse. Es ging darum, Aufklärungsarbeit zu leisten und Geld für Projekte zu finden. Wir veranstalteten Konzerte im alten Gundeldinger Casino, Discos, Vorträge – etwa von Hans A. Traber im Rialto – oder eine Ausstellung in der alten Bankgesellschaft in der Freien Strasse.
Und die Grün 80 dann als ein Höhepunkt?
Genau, die Gartenschau in Brüglingen 1980 war ein grosses Ereignis und ein Riesenaufwand: Wir hatten unter anderem einen Brunnen auf dem Gelände. Man konnte Geld für WWF-Projekte ins Wasser werfen und jemand von uns musste immer daneben stehen, damit nichts gestohlen wurde. Auf dem Gelände wurde auch das WWF-Biotop geschaffen.
Und nach der Starteuphorie?
Zweiter Präsident war Gustav Kyburz, Direktor des Gewerbemuseums. Danach kam kurzzeitig der kürzlich verstorbene Zolli-Direktor Lang, es folgten Dieter Stumpf, Andreas Hirsbrunner, Isabella Bührer, und schliesslich Jacqueline Halder. Jacqueline hat mit ihrem integrativen Präsidium lange den Verein geprägt und vor allem politische Überlegungen eingebracht. Wichtig für den Zusammenhalt war auch der Laden an der Missionsstrasse. Seit 1988 gibt es einen angestellten Geschäftsführer – das hat die Arbeit völlig verändert und professionalisiert.
Insgesamt gab es in vierzig Jahren gerade acht Präsidentinnen oder Präsidenten und zwei Geschäftsführer.
Wir haben hohe personelle Kontinuität – ich bin ja auch ein Beweis dafür. Eine Konstante ist auch das Selbstbewusstsein des WWF Region Basel gegen Einflussnahme jeder Art. Wir liessen uns vierzig Jahre nicht beirren, beeindrucken oder vereinnahmen. Wir pflegten aber immer breiten Kontakt. Wir gehörten zu den ersten WWF-Sektionen und konnten und können noch heute viel an andere weitergeben. Manchmal will man halt das Rad wieder neu erfinden. Dabei dreht es sich in Basel doch schon.
Der WWF Region Basel war eine bürgerliche Organisation?
Zunächst schon. Erst mit der Zeit wurde das Spektrum breiter. Das hinderte uns aber nie daran, das zu sagen, was wir für Natur und Umwelt für richtig hielten. Die Umweltarbeit ist heute viel komplexer als in den Anfängen.
Und Deine Bilanz?
Es war eine gute Zeit. Es gab hin und wieder eigenwillige Präsidenten. Doch die Vorstandsarbeit war immer vertrauensvoll und angenehm.
Heute haben wir natürlich professionelle Strukturen. Wenn ich aber an die Anfänge denke: An den frühen Vorstandssitzungen blickten immer alle aufs Papier: Wer aufschaute, sich meldete oder einen Finger bewegte, musste gleich Arbeit übernehmen.
INTERVIEW: JOST MUELLER VERNIER
Juni 2015