Regierungsrätin Keller schafft Einigung beim Margarethenpark: Verzicht auf Baumfällungen
Der Margarethenpark soll saniert und teilweise umgestaltet werden. Dafür hat die Basler Regierung insgesamt 6,3 Millionen Franken bewilligt. Eine Sanierung ist aufgrund des hohen Nutzungsdrucks und der Überalterung vieler Parkbereiche unbestritten.
Im ursprünglichen Entwurf der Parkumgestaltung war eine Annäherung an die frühere Gestaltung der historischen Gartenanlage mit dem Freistellen von Sichtachsen, der massiven Reduktion des Waldbestandes im mittleren Parkteil mit Bauminseln vorgesehen. Zudem sollte ein Weg neben der Kunsteisbahn durch den Wald geschlagen werden.
Gegen die Eingriffe in den bestehenden Wald hat der WWF Region Basel opponiert. Er beurteilte die Eingriffe, vorwiegend aus gestalterischen Gründen, als unnötig und nicht konform mit den Anliegen des Stadtklimas und der ökologischen Vernetzung entlang der Bruderholzkante.
Nach längeren Gesprächen, die zu keiner Einigung führten, hat Regierungsrätin Esther Keller Klarheit geschaffen und damit auch bezüglich ihrer früheren Aussage, dass auf die Fällungen im mittleren Teil verzichtet werde, Wort gehalten: Es wurde ein neues Leitbild 2021 erarbeitet.
- Im Mittelteil wird keine Reduktion des Waldes auf Bauminseln mehr angestrebt. Dies war Ziel mit dem ursprünglichen Leitbild von 2011 und wird nun unter anderem aufgrund der Rückmeldung des WWF aufgegeben. Die Eingriffe, die noch vorgesehen sind, dienen in erster Linie der besseren Entwicklung des Waldes (Forstwirtschaft, Naturschutz).
- Der Verbindungsweg neben der Kunsteisbahn durch den Wald wird zurückgestellt. Da zurzeit die Zukunft der Kunsteisbahn Margarethen und damit auch die Nutzung der Infrastruktur (Ein- und Ausgänge, Wegbeziehungen) unklar ist, wird eine Verlegung des Weges erst geprüft, wenn die künftige Nutzung der historischen Sportanlage klar ist.
- Im Hangbereich südlich der Kunsteisbahn werden beim Rückbau der Tribünenfundamente punktuell Betonelemente stehen gelassen, wo Zukunftsbäume dafür gefällt werden müssen. Ziel sind weiterhin grosskronige Bäume in diesem Bereich. Bezüglich Sichtachsen gilt dasselbe wie für den Verbindungsweg: Da zurzeit unklar ist, wie sich die Zukunft der Kunsteisbahn Margarethen gestaltet, erfolgt für Eingriffe eine Konzentration auf forstliche Aspekte.
Mit dem Verzicht auf die Eingriffe in den Wald im mittleren Teil und der Überprüfung des Weges und des Bereichs südlich der Kunsteisbahn konnte ein gemeinsames Vorgehen gefunden werden.
Der WWF Region Basel dankt Regierungsrätin Esther Keller, die unser Anliegen aufgenommen hat, sowie den Beteiligten für die erfreuliche und konstruktive Zusammenarbeit und das für alle akzeptable Ergebnis, womit für das Stadtklima, das Stadtbild, die Natur und die Erholungsnutzung ein wichtiges Zeichen gesetzt wird.
Jost Müller Vernier/Dezember 2021
Sanierung bedroht Wald im Margarethenpark
Der WWF Region Basel kritisiert die im Rahmen einer geplanten Umgestaltung vorgesehenen drastischen Eingriffe ins Waldgebiet des Margarethenparks. Zwei Vorstandsmitglieder haben das Dossier übernommen. Hier ihr Bericht.
Seit 2019 setzt sich der WWF Region Basel mit der geplanten Sanierung und teilweisen Umgestaltung des Margarethenparks auseinander und hat über die Medien klargemacht, dass er mit den massiven Eingriffen im Waldgebiet des Parks nicht einverstanden ist. Im Dezember 2019 konnte der Grosse Rat des Kantons Basel-Stadt den Bericht des Regierungsrats zur Kenntnis nehmen. Dabei wies der Vertreter der vorberatenden Parlamentskommission darauf hin, dass die Stadtgärtnerei versichert habe, den Wald im Park behutsam und längerfristig auslichten zu wollen und es nicht zu Kahlschlägen kommen werde. Die Kommission begrüsse ausdrücklich die Anwesenheit von Vertreterinnen des WWF in der Begleitgruppe des Projektes.
Vernetzungsachse und Klimapuffer
Das Waldgebiet im Park ist Teil der Vernetzungsachse an der Hangkante des Bruderholzes. Es bietet Wildtieren Rückzugsmöglichkeiten, dient als Lärmbarriere und Schadstofffilter und begünstigt den Luftaustausch. Die Fläche ist planungsrechtlich als Wald ausgewiesen.
In der Stadtklimaanalyse Basel-Stadt 2019 des Lufthygieneamts steht: «Der Zoologische Garten Basel und die südlich davon gelegenen Grünflächen entlang des Birsig und im Umfeld des St. Margarethenhügels liefern eine grosse Menge an Kaltluft für die Stadt Basel.» Und: «In der Zukunft nehmen auch die Temperaturen über den Parkflächen im Stadtgebiet zu, allerdings ist es im Verhältnis weniger für Flächen, die mit vielen Bäumen bestanden sind und am Hang liegen.»
Augenschein
Aktuell geht es einerseits um den Waldteil an der Südseite der Kunsteisbahn ‒ dort ist der Rückbau des Kühlturms und der Betonfundamente der einstigen Tribüne geplant ‒ und andererseits um den Waldteil oberhalb der grossen Parkwiese, wo zwischen den beiden Längswegen parallel ein neuer Weg geschaffen werden soll.
Bei der Kunsteisbahn sind die im Boden verankerten Betonfundamente von Bodenbewuchs und Baumwurzeln überwuchert. Mit der geplanten Sanierung können die zahlreichen teils hohen alten Bäume unmöglich stehen bleiben. Der Rückbau des Kühlturms wird zudem eine grosse Lücke im Wald hinterlassen. Ein dort angedachter Hundeauslaufplatz wäre nur durch Umwandlung des Waldes zur offenen Wiese mit wenigen Bäumen realisierbar.
Umstrittener neuer Weg
Westlich der Kunsteisbahn soll ein neuer Weg durch den Wald in steiler Hanglage gebaut werden ‒ ein schwieriges Unterfangen ohne massive Eingriffe in den Baumbestand. Die beiden bestehenden Wege ober- und unterhalb sind miteinander verbunden und genügen aus unserer Sicht, um mit geringem Gefälle das Gundeldingerquartier und das Bruderholz zu verbinden. Sie sind gut begeh- und berollbar, mit Kinderwagen, Rollstuhl und Rollator. Daher scheint uns ein weiterer Weg unnötig, zumal noch ein nicht behindertenkonformer Treppenabschnitt eingeplant ist.
Fazit zum Projekt
Im Bericht des Regierungsrats vom Juni 2019 steht: «An der Hangkante erschliesst ein neuer Fussweg die Aussichtslage und nimmt eine vermutete frühere Promenade wieder auf.» Die vermutete Promenade ist auf dem Scholerplan des ausgehenden 19. Jahrhunderts nicht vorhanden. Was unter der «Erschliessung der Aussichtslage» angestrebt wird, ist bereits am Westabhang zwischen Kunsteisbahn und oberem Verbindungsweg zur Venusstrasse realisiert: Eine grosse Wiese mit Baumgruppen – und künftig die Sicht auf die Dächer zweier Eisflächen.
Diese Eingriffe ins Waldgebiet des Margarethenparks können wir in der heutigen Zeit der Klimaerwärmung und des Klimanotstands nicht gutheissen. Dem geplanten Rückbau und Wegneubau würden grosse Waldteile zum Opfer fallen.
In der Stadt Basel sind aktuell viele Bäume durch Trockenheit geschädigt – die Baumfällungen werden dadurch zunehmen. Daher dürfen schon aus gestalterischen Erwägungen gar keine gesunden Bäume mehr gefällt werden. Ein grundsätzliches Umdenken ist dringend vonnöten!
Wir fordern, dass die Baumschutzkommission der Stadt Basel für eine Stellungnahme zum Projekt beigezogen wird. Zudem wollen wir als Vertreterinnen des WWF in der Begleitgruppe nicht nur über die Pläne informiert und angehört, sondern in die Diskussion miteinbezogen und ernst genommen werden. Weiter fehlt noch immer ein umfassendes Naturinventar mit klaren ökologischen Zielsetzungen.
Brigitte Strondl und Dorothea de Gruyter, Vorstandsmitglieder WWF Region Basel
Jost Müller Vernier, Geschäftsführer WWF Region Basel
Erschienen im WWF Magazin Region Basel, September 2020
> Bericht Telebasel vom 24. September 2019: https://telebasel.ch/2019/09/24/margarethenpark-wwf-wehrt-sich-gegen-baumfaellungen/?channel=105100