Petite Camargue Alsacienne: Naturperle der Region

Mit der Korrektion des Rheins im 19. Jahrhundert durch Johann Gottfried Tulla wurde der Rhein in ein enges Bett von kaum 200 Metern Breite gezwängt. Die dadurch abgetrennten Altwasser in der Gemeinde Saint-Louis wurden ab den 1860er-Jahren zur Aufzucht von Lachsen genutzt. Heute bilden die historischen Gebäude der Fischzucht das Zentrum des Naturschutzreservats Petite Camargue Alsacienne.

Das Gebiet ist für die Besucher gut erschlossen. Verschiedene circuits (Rundgänge) führen durch die Lebensräume des Naturschutzgebiets. Hier können die verschiedenen Kleintiere oder Amphibienarten aus unmittelbarer Nähe betrachtet werden. Als spezialisierte Arten für Kleingewässer warmer Gebiete kommen beispielsweise die Kleine Pechlibelle oder die Feuerlibelle vor. Im Sommer lässt sich die Balz der laut quakenden Wasserfrösche miterleben. Zum Lebensraummosaik der Aue zählen auch trockene Lebensräume an erhöhten Stellen.

Typisch für die Fauna der Flussauen ist die Kreuzkröte, deren Larven sich innert weniger Wochen in austrocknenden Tümpeln entwickeln. Geeignete Lebensräume findet die Kreuzkröte heute nur noch in Kiesgruben.

In einem Quellaufstoss am Fuss des westlichen Abhangs wurde kürzlich die neue Kleinschneckenart Belgrandia gfrast beschrieben.

Anreise: Mit dem Velo von Basel über die Grenze nach Huningue. Dort folgt man dem Canal de Huningue bis zur Schleuse ("Maison éclusière") nördlich von Village-Neuf.
Mit dem Distribus 604 ab Schifflände bis Station "Saint-Louis Neuweg / Petite Camargue Alsacienne" (Fahrplan).
Dauer: 2.5 Stunden bis ganzer Tag
Länge: 34 km
Auf-/Abstiege: 117 m/117 m
Optimale Zeit: April bis Juni für Vögel, Amphibien, Orchideen; Mai bis September für Libellen, Schmetterlinge; Winter für rastende Zugvögel
Variante: Auf der Rückfahrt mit dem Velo via der Rheininsel fahren und einen Abstecher zu den Isteiner Schwellen machen. Für die Beobachtung von Wasservögeln lohnt sich eine Pause am Rhein auf der Höhe des Märkter Staus. Oder via Kirchener Kopf auf die ursprüngliche Route entlang des Canal de Huningue zurück.


Das wertvollste Brutvogelgebiet der Region

Je nach Jahreszeit stellt man in der Petite Camargue andere Vogelarten fest, nur im Winterhalbjahr die grossen weissen Silberreiher.

Im Frühling, oft aber auch im Spätsommer und Herbst beobachtet man für die Region seltene Vogelarten, wenn immer wieder besondere Durchzügler hier eine Rast einlegen. Bis zu hundert Arten an einem Tag stellt man Ende April, Anfang Mai fest, wenn fast alle Zugvögel zurückgekehrt sind und sich auch Durchzügler im Gebiet aufhalten. In dieser Zeit sind Pirol, Kuckuck und Nachtigall mit Sicherheit zu hören.

Von der Nachtigall wurden im Kerngebiet und der weiteren Umgebung über sechzig Sänger gezählt. Gegen Abend, mit der Sonne im Rücken, herrscht auf dem südlichen der beiden Aussichtstürme bei der Mittleren Au oft eine tolle Stimmung.

Die heute besonders wertvolle Mittlere Au war früher ein Maisacker. Seit den 1980er-Jahren konnte das Naturschutzgebiet erheblich vergrössert werden. Landwirtschaftsland wurde zu Brachland mit seichten Wasserrinnen umgestaltet, zum Beispiel Teile der Oberen Au.

Eine massive Vergrösserung des Naturschutzgebietes erfolgte als ökologische Ausgleichsmassnahme im Zusammenhang mit der Konzessionserneuerung für das Kraftwerk Kembs auf der Rheininsel (Île du Rhin). Die Umwandlung des Gebietes unterhalb des Wehrs ist im Gang.

Verglichen mit den späten 1970er-Jahren stellt man heute mehr Vogelarten fest. Man trifft immer wieder auf Ornithologen, die gerne Auskunft über die anwesenden Vogelarten erteilen.

Zur Petite Camargue gehören neben Sumpf- und Riedvegetation auch zwei gut ausgebildete Magerrasen (s. Ausflug "Kirchener Kopf") mit spezifischen Oberrheinpflanzen, welche im Baselbiet fehlen.


Eindrücke aus dem Jahr 2014

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