Laubfrosch: kletterfreudiger Winzling
Der Europäische Laubfrosch ist knallgrün und gerade mal 3 bis 5 Zentimeter lang. In den 1980er-Jahren war der winzige Frosch in der Region Basel ausgestorben. In der Schweiz nimmt die Laubfroschpopulation immer noch stetig ab. Gründe sind die Verlandung von geeigneten Fortpflanzungsgewässer oder die Verschlechterung ihrer Qualität. Zudem erschweren Strassen und Siedlungen den Individuenaustausch zwischen benachbarten Feuchtgebieten und verhindern, dass der Laubfrosch neue Gewässer besiedeln kann. Dank Bemühungen von lokalen Naturschützerinnen und Naturschützern konnte der Laubfrosch in der Region erfolgreich wiederangesiedelt werden.
Der Laubfrosch wechselt seine Farbe
Den hellgrünen Laubfrosch ziert von den Nasenöffnungen bis zur Hüfte ein schwarzer Streifen. Er ist ein Meister der Anpassung an seine Umgebung: So wechselt er je nach Beschaffenheit des Untergrundes seine Farbe. Sitzt der Laubfrosch auf glatten Oberflächen wie zum Beispiel einem grünen Blatt, gehen von seinen Tastsinnen Reize aus, die die grüne Färbung hervorrufen. Sitzt er hingegen auf einer rauen Baumrinde, wird er dunkler, also grau oder braun. Dies dient der Tarnung. Mit den Farbwechseln passt er sich perfekt an seine Umgebung an.
Ein begnadeter Kletterer in seinem Lebensraum
Der Laubfrosch unterscheidet sich in seiner Lebensweise von anderen Froscharten, die sich hauptsächlich am Boden oder im Wasser bewegen. Der winzige Laubfrosch hingegen ist ein Gebüsch- und Baumbewohner. Um sich auf diese Pflanzen manövrieren zu können, besitzt er an den Fingern und Zehen kleine Haftballen, mit denen er überall mühelos emporklettern kann. Überhaupt ist der Laubfrosch sehr beweglich. Hüpfen, rennen, klettern und hangeln (auch kopfüber) sind ganz gewöhnliche Bewegungen. Der Laubfrosch bewegt sich jedoch nicht nur in der Höhe: Neben Auwäldern und Feldgehölzen braucht er auch fischfreie, sonnige Weiher oder Tümpel als Lebensräume. Als wechselwarmes Tier verbringt er die kühlere Zeit des Jahres in der Kältestarre. Dies tut er zum Beispiel in Erdlöchern oder -spalten oder in grossen Laubhaufen.
Laute und auffällige Laubfroschmännchen
Der grüne Winzling hat die lauteste Stimme unter den mitteleuropäischen Lurchen. Zur Laichzeit (April bis Anfang Juli) begeben sich die Männchen nachts in der Gruppe zu Gewässern. Dort locken sie mit ihren lauten Rufen Weibchen an. Die sackartige Schallblase als Ausstülpung der Haut unterhalb des Mundes dient dabei als Resonanzraum zur Verstärkung der Rufe. Eine grössere Gruppe von rufenden Laubfroschmännchen kann dabei sogar einen gehörschädigenden Lärmpegel erreichen. Während der Paarung legt das Weibchen insgesamt 500 bis 1'000 Eier in Eierpaketen an Wasserpflanzen. Diese werden vom Männchen fortlaufend besamt. Die Kaulquappen schlüpfen schon nach 4 bis 8 Tagen.
Lebenszyklus der Laubfrösche
Sonnenbaden und Insekten fressen
Tagsüber gönnt sich der Laubfrosch häufig ein Sonnenbad auf Blättern oder anderen exponierten Stellen. Sein Sonnenschutz ist ausgeklügelt: Im Gegensatz zu vielen anderen Amphibienarten besitzt er ein Hautsekret, welches verhindert, dass er zu viel Wasser verliert. Abends macht er sich dann auf die Jagd. Zu seinen beliebtesten Speisen gehören Käfer und Zweiflügler, wie z.B. Fliegen und Mücken. Er frisst aber auch andere Tiere, die er mit seiner klebrigen Zunge fangen kann: Spinnen, Schmetterlinge und Schnecken. Die Fressfeinde des Laubfrosches respektive seiner Larven sind Fische, Wasser- und Schwimmkäfer, Libellenlarven, verschiedene Vogelarten und sogar gewisse Amphibienarten.
Gefährdung des Lebensraums
Laubfrösche sind auf ein Netz von verschiedenen Lebensraumtypen angewiesen. Aufgrund der Trockenlegung von Niedermooren, von Begradigungen von Flüssen und Bächen, des Strassen- und Siedlungsbaus und der intensivierten Landwirtschaft sind von ihren ursprünglichen Lebensräumen jedoch häufig nur noch vereinzelte «Inseln» übrig. Für die Fortpflanzung oder zur Überwinterung wandern sie zudem jeweils in andere Teillebensräume. Viele der Amphibien fallen dabei dem Strassenverkehr zum Opfer. Optimal wäre es also, die einzelnen Lebensräume miteinander zu verknüpfen. So könnten sowohl die Wanderungen als auch der Austausch zwischen den verschiedenen Populationen gesichert werden.
Wissenschaftlicher Name: Europäischer Laubfrosch, Hyla arborea
Verwandtschaft: Europäischer Laubfrosch, Italienischer Laubfrosch
Gefährdungsstatus (IUCN): stark gefährdet
Körpergrösse: circa 4 cm
Gewicht: 3 bis 10 g
Verbreitung: Weltweit gibt es circa 400 Laubfroscharten, die grösstenteils in den tropischen Regenwäldern leben. Der Europäische Laubfrosch kommt in Mitteleuropa vor; in der Schweiz im Mittelland und in der Ajoie.
Die Texte wurden überarbeitet von Lea Bosshart im Herbst 2021,
basierend auf dem Text von Viviane Winter.
Wiederansiedelung des Laubfrosches in der Region
Der Naturschützer Andreas Ochsenbein ist seit Jahren am erfolgreichen Zuchtprogramm von Laubfröschen beteiligt, um der schwindenden Population des Frosches in der Region Basel entgegenzuwirken. Durch das Einsammeln von Laich und die Aufzucht im geschützten Rahmen (in einem speziell eingerichteten Kleingewächshaus im Reservat Eisweiher in Riehen) ist die Überlebenswahrscheinlichkeit sehr viel höher. Entsprechend können mehr Tiere aufgezogen werden. Nach der Metamorphose kann ein Teil der Tiere dem ursprünglichen Gebiet zurückgegeben werden – so als hätte man erst gar keinen Laich entnommen. Der andere Teil der Jungtiere wird in weiteren Feuchtgebieten wiederangesiedelt.
Diese Strategie von Heinz Durrer und Andreas Ochsenbein hatte Erfolg: Im Reservat Eisweiher hat sich mittlerweile eine Laubfrosch-Population etabliert. Auch weitere Feuchtgebiete wurden erfolgreich mit Laubfröschen wiederbesiedelt. Beispielsweise in Binningen, wo der Laubfrosch bis zu seiner Wiederansiedelung im Jahr 2011 als ausgestorben galt. Dort wurde das Naturschutzgebiet Herzogenmatt mithilfe eines Vernetzungsprojektes mit den umliegenden Feuchtgebieten und Weihern verbunden. Das ermöglicht neben der Neubesiedlung auch den äusserst wichtigen Austausch zwischen den Populationen. Ein grosser Erfolg.
Die Filmaufnahme von Andreas Ochsenbein zeigt, wie ein Laubfrosch (Hyla a. arborea) seinen angestammten Rufplatz vehement verteidigt. Gemäss der Beobachtungen verteidigt das Laubfrosch-Männchen einen guten Rufplatz nicht nur während der jeweiligen Saison, sondern findet und besetzt ihn auch in den Folgejahren - ein bis dato unbekanntes Orientierungs- und Erinnerungsvermögen des Laubfrosches.
Beobachtungen zur Rufplatzverteidigung und Standorttreue des Laubfrosches, Andreas Ochsenbein
Weitere Informationen:
Hier geht's zum Portrait von Andreas Ochsenbein.
Publikationen u.a. von Andreas Ochsenbein:
Tatort Biotop - Streit um den Laubfrosch
Rolle des Weibchens bei der Partnerwahl
Terrestrische Paarung des Laubfroschs