Gelbbauchunke: farbige Abschreckung

Etwas seltsam anzusehen ist sie schon, die über und über mit Warzen besetzte Gelbbauchunke. Eigentlich ist sie schwierig zu entdecken, denn mit ihrer lehmbraunen Rückenfärbung und ihrer geringen Grösse von höchstens 5 cm ist sie hervorragend getarnt. Doch wenn sie ihre Abschreckungstaktik auffährt und ihre gelb-schwarze Bauchunterseite zeigt, die ihr ihren skurrilen Namen gibt, ist sie nicht mehr zu übersehen. Dabei ist die Musterung individuell: ein einzigartiges Kennzeichen jedes Tieres.
Auffällig ist auch der Paarungsruf der männlichen Tiere: ein leises, regelmässiges «Uh-uh-uh», welches sie oft ertönen lassen, während sie auf der Wasseroberfläche schwimmen. Dieser Ruf ist während der Paarungszeit an Frühlingsabenden im Mai und Juni zu hören.

Besonderes: der lateinische Name der Gelbbauchunke

Bombina variegata – was bedeutet eigentlich der wissenschaftliche Name der Gelbbauchunke? Er vereint ihre beiden wichtigsten Eigenschaften: Das lateinische Bombus bedeutet soviel wie dumpfer Ton, was sich auf den Paarungsruf der Männchen bezieht. Und der Artname variegatus bezieht sich auf die Zeichnung auf dem Bauch der Unke und bedeutet bunt, scheckig.

Feuchte Gebiete als Lebensraum

Die Unke mag es feucht: Ihre natürlichen Lebensräume sind Pionierlandschaften wie Flusstäler, Auen, Riedgebiete und feuchte Wälder. Auch Sekundärstandorte wie Bau- und Deponiegebiete mit feuchten Stellen sind beliebt. Hauptsache ist, dass die Orte eine genügend hohe Bodenfeuchtigkeit aufweisen. Zudem bevorzugt die Gelbbauchunke kleinere Tümpel, die nicht zu tief sind und periodisch austrocknen.

Langsame Fortpflanzung

Die Gelbbauchunke kann mindestens 15 Jahre alt werden, deshalb kann eine Population mehrere Jahre auch ohne Fortpflanzung überleben. Die Männchen unterscheiden sich nur während der Paarungszeit von den Weibchen, indem sie schwarze Schwielen an Unterarm und Daumen aufweisen. Die Paarung findet von Ende April bis August in seichten, warmen Tümpeln mit einer Temperatur von 11 bis 14 Grad Celcius statt. Nach der Paarung legt das Weibchen seine Eier ab. Dafür nutzt es warme und flache Gewässer, wie z. B. Regentümpel und Pfützen – oder auch wenig befahrene Traktorspuren. Diese Tümpel können in wenig regenreichen Perioden austrocknen. Einerseits werden mit dem Austrocknen potenzielle Feinde beseitigt, andererseits jedoch beeinträchtigt es die Entwicklung des Laichs, weil er dabei sterben kann und somit die Erfolgschancen eines Weiterlebens der Population verringert. Da eine Gelbbauchunkenmutter jedoch mehrmals im Jahr Eier ablegen kann, wird das Aussterberisiko der Population erheblich vermindert. Zudem sind die Jungtiere der Gelbbauchunken sehr mobil und können deshalb schnell neue Lebensräume erschliessen. Die älteren Tiere jedoch bleiben oft jahrelang am selben Ort, auch wenn dieser nicht mehr zur Fortpflanzung dient.

Fressen und gefressen werden

Auf den Speisezettel der adulten Gelbbauchunke gehören Würmer und Gliederfüssler, also lebende Kleintiere, die sie am Boden findet. Die Larven hingegen fressen Algen, die von Steinen weggeraspelt oder vom Boden gefressen werden.

Feinde der Gelbbauchunke sind vor allem Vögel und grosse Laufkäfer. Die Kaulquappen sind auch bei Fischen, Molchen, Insekten und Vögeln beliebt.

Um einen Angreifer abzuwehren, geht die Gelbbauchunke in die sogenannte Schreckstellung. Sie macht in Bauchlage ein Hohlkreuz und verdreht die Extremitäten, damit möglichst viel von ihrer gelb-schwarzen Unterseite präsentiert wird. Zudem sondert die Unke ein hochgiftiges Sekret ab, um sich vor Fressfeinden wie auch vor Bakterien zu schützen. Für den Menschen ist das Gift nicht gefährlich, jedoch stark schleimhautreizend.

Gefährdung des Lebensraums

Wegen der vielen Flusskorrekturen in der Schweiz ist der Lebensraum der Gelbbauchunke stark zurückgegangen. Damit einhergehend sind die für die Gelbbauchunke wichtigen Uferzonen verschwunden. Diese weisen nämlich Tümpel auf, die nur temporär nach einem Überfluten des Flusses vorhanden sind und danach wieder austrocknen – das, was die Gelbbauchunke bevorzugt. Andere wichtige Ursachen für den Verlust der Lebensräume der Gelbbauchunke sind die Trockenlegung von Feuchtgebieten, die Technisierung der Landwirtschaft und der Bauindustrie sowie die Ausräumung von Randstrukturen und Brachland. Deshalb gilt die Gelbbauchunke heute in der Schweiz als gefährdet.

Fördermassnahmen

Damit die Unke sich wieder mehr verbreiten kann, sollte man den Flüssen wieder mehr Raum geben und ihre Ufer renaturieren. Wichtig sind auch sonnige Feuchtstellen mit temporären Kleingewässern und versteckreiche, feuchte Krautfluren und Gehölze. Da die Gelbbauchunke oft in kleineren, örtlich begrenzten Populationen vorkommt, die von anderen bspw. durch Strassen abgegrenzt sind, sollten wieder Verbindungen hergestellt werden. So wird auch der genetische Austausch und die Zuwanderung gewährleistet. Zudem sollten kleine Pfützen angelegt werden. So lassen sich an vernässten Stellen und an Wegrändern mit wenig Aufwand kleine Gewässer anlegen, die auch von Grasfröschen, Bergmolchen und Feuersalamandern besiedelt werden.

Die Gelbbauchunke in der Region

Um das Überleben der Gelbbauchunke zu sichern, wurden zwischen 2009 und 2014 im Smaragdgebiet im Oberaargau für dieses Amphibium 55 Tümpelgruppen im Wald und auf Landwirtschaftsland angelegt.
Weitere Förderungsmassnahmen für die Gelbbauchunke finden sich im Kanton Basel-Landschaft. So leben in der ehemaligen Tongrube Andil bei Liesberg (BL) viele Amphibien. Das Naturschutzgebiet beherbergt auch die Gelbbauchunke. Auch im einstigen Ziegeleiareal in Allschwil (BL) tummeln sich zahlreiche Amphibien. Andreas Dill sagt hierzu: «Heute, über 40 Jahre nach der Schliessung der Ziegelei, entwickeln sich die Populationen der seltenen Geburtshelferkröte, der Gelbbauchunke sowie Grasfrosch, Erdkröte, Bergmolch und Fadenmolch noch immer gut.» Gute Aussichten also für die warzige Unke mit der besonderen Bauchmusterung.

Wissenschaftlicher Name: Gelbbauchunke, Bombina variegata 

Verwandtschaft: Bombina variegata variegata, Bombina variegata scabra 

Gefährdungsstatus (IUCN): stark gefährdet

Körpergrösse: 3,5 bis 5 cm

Gewicht: circa 6 g

Verbreitung: Von den Pyrenäen über Mitteldeutschland und Italien bis nach Griechenland und ans Schwarze Meer.

Die Texte wurden überarbeitet von Lea Bosshart im Februar 2022,
basierend auf dem Text von Viviane Winter.

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