Freizeit-Eldorado Schweizer Wald
Die Nutzung der Natur als Freizeitarena nimmt zu. Auch die Wälder in den beiden Basel sind davon betroffen. Unsere Aufgabe ist es, die Interessen der Natur zu vertreten und in die Planung und Umsetzung einzubringen.
Arbeitet man zurzeit im Naturschutzbereich, kommt man nicht umhin, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen: mit der grossen Nachfrage nach Erholung und Sport in unserer Natur, speziell im Wald. Die Bevölkerung wurde durch den COVID-19-Lockdown gezwungen, im Land zu bleiben. Entsprechend hat man die Freizeit regional verbracht – Stand-up-Paddling, Trekking und E-Mountainbiking sind uns als Begriffe nun so geläufig wie Joggen, Wandern oder Schwimmen. Die Pandemie hat einen bereits zunehmenden Trend noch verstärkt.
Der Natur mit Respekt begegnen
Mountainbiken und andere Erholungsformen im Wald ermöglichen tolle Erlebnisse in der Natur und können das Naturverständnis fördern. Gleichzeitig ist es wichtig, der Natur mit Respekt zu begegnen und auf sie Rücksicht zu nehmen. In dieser Diskussion sind wir als Naturschutzorganisation verpflichtet, im Namen der Natur zu argumentieren. Die Auswirkungen auf Flora und Fauna im Wald sind gross: Wildtiere werden aufgescheucht und zur Flucht gezwungen, rege genutzte Wege werden von Tieren gemieden und führen zu Lebensraumverlusten. Dies braucht Energie und beeinträchtigt ihr Verhalten. Geringere Überlebenschancen und verminderte Fortpflanzung können die Folgen sein. Die übermässige Nutzung führt zudem zu Trittschäden oder Erosion des Bodens – wachsen tut dort wenig.
Die regionale Politik (re-)agiert
Während national auf die Zunahme der Erholungsnutzung im Wald hingewiesen und eine Koordination zwischen Sport und Landschaft gefordert wird, sind die genaueren Bestimmungen meist kantonal geregelt. Im Baselbiet wurde dazu das Pilotprojekt «Mountainbike Baselland» gestartet. Die Projektgruppe, in der das Amt für Wald beider Basel und Baselland Tourismus vertreten sind, möchte Lösungen für die intensive Nutzung der regionalen Wälder durch Mountainbikende finden. Der WWF Region Basel beteiligt sich in der dazu einberufenen Mitwirkung.
Erholung ja, aber …
Während die Mountainbikenden gerne unbeschränkt den Wald nutzen möchten, streben wir eine klare Fokussierung auf Tourismus- und Freizeitzonen an. Es darf nicht sein, dass mühsam erkämpfte Schutzgebiete, Wildruhezonen und die letzten unerschlossenen Geländekammern befahren werden. Es ist wichtig, dass Sport im Wald möglich bleibt – als Gleichgewicht ist die Schonung der Natur jedoch ebenfalls essenziell. Im gemeinsamen Positionspapier der nationalen Natur- und Landschaftsschutzorganisationen zum Mountainbiking sind weitere Anliegen zusammengefasst, wie die Sensibilisierung der Mountainbikenden oder die gemeinsame Nutzung von bereits bestehenden Wegen und Strassen. Wir werden diese Forderungen weiterhin im Rahmen unserer Mitwirkung im Projekt vertreten.
Nora Kaiser-Hungerbühler
Oktober 2021