Lancierung des Naturparks "Allschwiler Weiher"
Der Oktobertag war sonnig und strahlend blau, als beim Allschwiler Weiher die Motorsägen dröhnten und der alte Baumbestand des bekannten Minigolfplatzes ‚Laubfrosch‘ umgesägt wurde. „Das war einer der schlimmsten Tage meines Lebens“, sagt der Steinbildhauer Urs Kunz, Nachbar des Laubfroschareals.
Die Baumfällung konnte vom Quartierkomitee mit Kunz nicht verhindert werden; auch der Bau von Wohnungen auf dem Gelände war beschlossene Sache. Anwohner und Anwohnerinnen, die sich vergeblich für den Erhalt des Laubfroschs gewehrt hatten, wollten jedoch nicht mit der unabänderlichen Situation hadern, sondern die Kräfte zu etwas Positivem bündeln und für das stark genutzte Gebiet beim Allschwiler Weiher eine Aufwertung erreichen.
Breite Unterstützung von Organisationen
Kunz nahm mit dem WWF Kontakt auf, wo das Anliegen für die Aufwertung auf offene Ohren stiess. Eine Arbeitsgruppe mit je einem Vertreter der Anwohnerschaft, des WWF, des VCS und einem beigezogenen Landschaftsplaner machte sich an die Arbeit. Daneben unterstützten auch Ökostadt, die Ökogemeinde Binningen und die Jubiläumsstiftung der Basellandschaftlichen Kantonalbank das Projekt.
Das Augenmerk des Projektteams richtete sich auf das Areal vom Allschwiler Weiher entlang dem Dorenbach bis zum Zielgelände des Schiessplatzes. Denn vom Schiessstandareal wird – unabhängig vom schliesslich realisierten Projekt – der untere Teil gegen den Dorenbach frei. Dieses Gelände soll nun durch einen ‚Naturpark‘ aufgewertet werden: für die Natur, für die Spaziergängerinnen und Spaziergänger – und für Kinder.
Der Öffentlichkeit zugänglich
Mit dem Gestaltungsplan wird auch konkret, was vor der baselstädtischen Abstimmung vom Juni 2001 über die Schiessplatzsanierung versprochen wurde: „Das freiwerdende Areal von 30'000 m2 kann nach der Bodensanierung für andere Zwecke verwendet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.“ In den Wirren um den Schiessstand Allschwil war jedoch kaum mehr von dieser Absicht die Rede – im Gegenteil. Bei unseren Recherchen stiessen wir auf andere Nutzungsideen: Fussballfelder oder Familiengärten sollen entstehen, um als Ersatz andernorts Bauland freizumachen. Zudem wurde auch die Idee geäussert, direkt eine Wohnüberbauung zu realisieren.
Das kann nicht hingehen, denn das Dorenbachtal und der Allschwiler Wald sind bei der Bevölkerung von Allschwil, Binningen und dem Basler Neubadquartier beliebte, zum Teil stark genutzte Erholungsgebiete, andererseits aber auch aus Sicht des Naturschutzes (Amphibien) wertvolle Flächen.
Politische Umsetzung
Der vorliegende Gestaltungsvorschlag für den ‚Naturpark Allschwiler Weiher‘ wird nun im Gross- und Landrat sowie in den Gemeinden Allschwil und Binningen in den politischen Prozess eingebracht. Da das Planungsareal im Gemeindegrenzgebiet von Allschwil, Binningen und Basel-Stadt liegt, drängt sich ein gemeindeüberschreitendes Vorgehen auf.
Ein erfolgreiches Beispiel für eine solche trikommunale Planung haben Basel-Stadt, Riehen und Weil am Rhein (D) für den Grossraum Weiler Mattfeld – Lange Erlen – Bäumlihofareal abgeliefert: Hier wurden die verschiedenen Nutzungsanforderungen zur wegweisenden Gesamtplanung "Landschaftspark Wiese" zusammengefasst.
Mit dieser Stossrichtung sollen nun die Nachbargemeinden beim Allschwiler Weiher eine gemeinsame Planungsgruppe einsetzen, welche unter Mitwirkung aller betroffenen Interessengruppen für das Dorenbachtal eine koordinierte Erholungs- und Naturschutzplanung im Sinne unserer Projektstudie ausarbeitet.
Bodensanierung realisieren
Vor der baselstädtischen Abstimmung wurde eine Sanierung des mit Blei und Quecksilber belasteten Schiessgeländes zugesagt, und die Baselbieter Regierung hat im Landrat diese Absicht deutlich bestätigt. Wenn heute einzelne Exponenten mit der Möglichkeit spielen, die vor allem im Ziel- und Abschussbereich belasteten Böden zu versiegeln oder einzuhagen, so entspricht dies nicht den Sanierungszusicherungen. Wir erwarten, dass eine physische Bodensanierung erfolgt und das Gelände so zurückgelassen wird, wie es vorgefunden wurde: ohne Blei und Quecksilber.
Jost Müller, 17. März 2003